29.04.15 - LBU kritisiert Belastung des Dialogforums durch veraltete Güterverkehrsstrategien

Landesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz Niedersachsen e.V.    Regionalgruppe Ostheide
Eckehard Niemann
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Pressemitteilung

Nach den ersten beiden „Dialogforen Schiene Nord“ zu möglichen Bahntrassen im Untersuchungsraum Hamburg-Bremen-Hannover verweist der Landesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz Niedersachsen (LBU) auf gravierende Diskrepanzen zwischen Bundesverkehrsministerium und Deutsche Bahn AG hinsichtlich der jeweiligen Annahmen für zukünftige Güterverkehrsstrecken. 

Das vom Bundesverkehrsministerium beauftragte Institut BVU stelle in einem neuen Gutachten die Behauptung auf, der größte Teil des Schienengüterverkehrs aus den Seehäfen stehe im Zusammenhang mit südlichen Regionen und müsse „durch das Kerngebiet des Untersuchungsraums“ entlang der Verbindung Hannover-Göttingen-Fulda über Baden-Württemberg und Bayern in die südlichen Nachbarstaaten. Reine Güterver-verkehrs-Trassen oder auch Güterverkehrs-Teilstrecken wie die Amerikalinie  zwischen Bremen, Uelzen und Stendal (Ostkorridor), so der LBU, hätten bei dem Berechnungs-verfahren des BVU-Instituts offenbar keine Chance, weshalb BVU-Gutachter Kotzagiorgis denn auch bei seiner Bewertung des „verkehrlichen Nutzens“ zum Vorrang der Nord-Süd-Neubau-Schnellstrecken „Altes Y“ (Westheide) bzw. Ashausen-Unterlüß (Ostheide) komme.      

Dies sei umso verwunderlicher, so LBU-Vertreter Eckehard Niemann, als die Bahn zur Entlastung dieser bereits überfrachteten Nord-Süd-Verbindung längst einen parallelen „Korridor Ost“ plane, der große Teile der Seehäfen-Transporte über Sachsen-Anhalt und Thüringen nach Bayern, Tschechien, Südosteuropa  und die südlichen Mittelmeerhäfen leiten solle. Diese seit Jahren vorangetriebenen und prioritären Planungen spielten aber kaum eine Rolle im BVU-Gutachten, das aber nichtsdestotrotz eine wesentliche Grundlage der Entscheidungsfindung im Dialogforum bilden solle.

Die BVU-Aussagen würden zudem aktuell noch zweifelhafter durch folgende Äußerungen des Deutsche-Bahn-Cheflogistikers Karl-Friedrich Rausch: „Für Güterzüge wünschen wir uns so schnell wie möglich eine Nord-Süd-Verbindung von den Seehäfen über Stendal und Passau zu den großen Standorten in der Industrie. Die Strecke ist schon vorhanden, sie könnte durchgehend elektrifiziert werden und ein paar Überholgleise mehr bekommen. Das erfordert zwar eine Milliarde Euro, ist aber deutlich kostengünstiger und schneller zu realisieren als ein Neubau“ (Süddeutschen Zeitung, 28.4.2015).

Eine ähnliche Planung hatte z.B. die Bundestagsabgeordnete Kirsten Lühmann (SPD) mit ihrer „Alpha-Variante“ vorgeschlagen, welche die Seehäfen-Verkehre  einerseits über eine dreigleisigen Strecke Lüneburg-Uelzen und andererseits über die Amerikalinie Bremen-Uelzen nach Stendal zum Ostkorridor und dann weiter nach Süden leiten könne.

LBU-Vertreter Niemann forderte Bahn, Bundesministerium, Landesverkehrsministerium und Planer auf, die Arbeit und die Zeit im Dialogforum nicht durch überholte oder unsinnige Gutachten zu belasten, sondern aktuelle und belastbare Zahlen und Planungen bereitzustellen. Gerade die obigen Diskrepanzen belegten nachdrücklich die Forderung der Bürgerinitiativen nach Finanzierung von bahn- und verkehrsministeriell unabhängiger Beratung durch  ausgewiesene Verkehrs-Experten.

 

 

 

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