Brüssel ist nun am Zug

Unterschleißheim · Ein Lärm-Aktionsplan soll die Bahn endgültig in den Tunnel verbannen

In Beton gegossene Fakten: Die Initiative »Bahn im Tunnel« und ihr Lärm-Aktionsplan beschäftigt demnächst den EU-Petitionsausschuss.	Foto: kw

In Beton gegossene Fakten: Die Initiative »Bahn im Tunnel« und ihr Lärm-Aktionsplan beschäftigt demnächst den EU-Petitionsausschuss. Foto: kw

Unterschleißheim · Die Glocken bimmeln noch. In seinem kleinen gelben Häuschen sitzt der Mann mit dem aussterbenden Beruf: Er ist Schrankenwärter und kurbelt immer dann, wenn ein Zug kommt, die Schranken herunter. Technik, die begeistert:…

… Seit der guten alten Dampflokzeit funktioniert das so: Mit Handkurbel und Drahtseilzügen. Aber im Oktober des kommenden Jahres ist endgültig Schluss, dann ist die neue Bahnunterführung fertig. So der Plan. Bahn, Bundesrepublik, Freistaat, und die Stadt ziehen hier an einem Strang, treiben das Projekt »BÜ-Beseitigung km 22,457 durch Neubau EÜ km 22,325 in Unterschleißheim« – so die offizielle Bezeichnung auf der Bautafel - voran.

Geht es aber nach Peter Benthues, dem Vorsitzenden der Bürgerinitiative »Bahn im Tunnel«, ist das Bauwerk nur eine zeitlich befristete Übergangslösung, weil es grad falsch herum gebaut ist: Bahn oben, Autos unten, das ist genau das Gegenteil von dem, was die Bürgerinitiative will. Anlass also zu einem ausführlichen Gespräch mit dem Vorsitzenden, der auch angesichts der in Beton gegossenen Fakten nicht aufgeben will: »Ich bin Jurist, nicht Utopist«, ist sein Credo, und er hat Grund zur Hoffnung: »Die Regierung von Oberbayern hat in ihrem Lärm-Aktionsplan unseren Vorschlag als den besten bewertet«, sagt er auf Nachfrage der Münchener Nordrundschau. Aber bisher würden alle Korrespondenzen mit dem Satz enden: »Entsprechende Planungen der Deutschen Bahn liegen nicht vor.«

So könne es doch nicht weiter gehen, zumal nach seiner Auffassung entsprechende Lärmschutzregeln der Europäischen Union dagegen stehen. »Wir haben darum eine Petition an das europäische Parlament gerichtet, dass das so nicht sein kann«, so Benthues weiter. Und genau diese Petition hatte jetzt zumindest in Ansätzen Erfolg. »Die ist tatsächlich angenommen worden“, freut sich Benthues. »Das ist ein großer Fortschritt, denn etwa 95 Prozent aller Petitionen werden gar nicht angenommen.« Und darum geht es jetzt an den nächsten Schritt: »Der Petitionsausschuss des europäischen Parlaments muss sich demnächst damit befassen.« Wann allerdings »demnächst« sein soll, darüber gab sich Benthues keiner Illusion hin: »Der Antragsstau ist groß«, weiß er.

Aber er stehe bereits in engem Kontakt mit Angelika Niebler, der Europaabgeordneten: »Sie können sicher sein, dass ich meine Beziehungen nutzen werde«, so Benthues entschlossen. Er macht aber zugleich klar, dass er nicht übermäßig viel Druck aufbauen wolle. Er wolle in dieser Phase auch niemanden verärgern. Der Initiative gehe es tatsächlich unverändert darum, die gesamte Bahn in einen Tunnel zu verlegen, damit die »Zerschneidung der Gemeinden« aufhöre und der Lärm endlich geringer werde. »Dass so etwas machbar ist sehen wir doch in Stuttgart. Der politische Wille muss eben da sein.« Um genau diesen zu erzeugen ist das Ziel. Und der neue Bahnübergang? »Ja, der muss dann eben wieder weg!«

Eine weitere Gelegenheit, besagten politischen Willen zu erzeugen, besteht, wenn am 24. November, 19.00 Uhr, die Bürgerinitiative im Pfarrsaal ihre Hauptversammlung abhält. Sie habe einen Experten eingeladen, der über die psychologischen Auswirkungen von Lärm berichten wird, rührt Benthues schon mal die Werbetrommel. Es bleibt also spannend. kw

Artikel vom 11.11.2014
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