Lauter Protest gegen Bahnlärm Hessischer Rundfunk, 10.05.13

Lauter Protest gegen Bahnlärm

Hessischer Rundfunk, 10.05.13

Die Anwohner im Mittelrheintal klagen über schlaflose Nächte und ausbleibende Touristen.

Rund 1.400 Menschen haben am Samstag in Rüdesheim gegen den immensen Bahnlärm im Mittelrheintal demonstriert. Verkehrsminister Tarek Al-Wazir (Grüne) forderte Nachtfahrverbote für laute Güterzüge.

Willi Pusch, Sprecher der Bürgerinitiative "Umweltschäden durch die Bahn" und Veranstalter der Demonstration am Samstag, zeigte sich mit dem Zuspruch zufrieden. Rund 1.400 Menschen waren gekommen, um ihren Protest gegen den Bahnlärm im Mittelrheintal lautstark durch Rüdesheim (Rheingau-Taunus) zu tragen. Unter den Teilnehmern waren auch mehrere Bürgermeister von Gemeinden zwischen Wiesbaden und Koblenz, Landtagsabgeordnete aus Hessen und Rheinland-Pfalz sowie der hessische Verkehrsminister Tarek Al-Wazir (Grüne) und sein rheinland-pfälzischer Kollege Roger Lewentz (SPD).

Al-Wazir forderte die Bundesregierung auf, die rechtlichen Voraussetzungen für Nachtfahrverbote für laute Güterzüge und Tempolimits auf den viel befahrenen Bahnstrecken zu schaffen. Nur durch gesetzliche Vorgaben lasse sich Druck auf die Deutsche Bahn und andere Transportunternehmen ausüben, damit sie laute Züge auf leisere Bremssohlen umrüsten, sagte der Grünen-Politiker. Dies müsse bis 2016 passieren. Die Bahn hat eine Umrüstung bis 2020 angekündigt.

Lewentz betonte, der Güterverkehr müsse dauerhaft aus dem Mittelrheintal verschwinden und auf eine andere Strecke verlegt werden. Eine solche Route könnte vom Ruhrgebiet über Siegburg und Gießen nach Hanau verlaufen. Die Strecke sei für den Bundesverkehrswegeplan 2015 angemeldet, sagte Lewentz.

Täglich 220 Züge

Anwohner im Mittelrheintal kamen am Samstag zum dritten Mal zu einer großen Demonstration gegen den allgegenwärtigen Bahnlärm zusammen. Seit langem klagen sie über schlaflose Nächte, Schäden an ihren Häusern durch die Vibrationen der in kurzem Abstand vorbeifahrenden Züge und nachlassenden Tourismus. Auf dem Abschnitt zwischen Bingen/Rüdesheim und Koblenz verkehren auf der rechten Rheinseite täglich 220 Züge, die meisten davon Güterzüge. Am Ufer gegenüber sind es 200 Züge täglich, davon sind weniger als die Hälfte Güterzüge.

Die Deutsche Bahn hat nach eigenen Angaben bereits 50 Millionen Euro in den Lärmschutz im Unesco-Welterbe Mittelrheintal gesteckt. Derzeit gebe sie dort weitere 20 Millionen für Lärmschutzwände und Dämpfer für die Schienen aus. Aus Sicht der Bürgerinitiativen vor Ort haben die Maßnahmen den Anwohnern bisher wenig gebracht. Sie fordern für die Güterzüge in dem Bereich ein Tempolimit von 50 Stundenkilometern und ein Fahrverbot zwischen 22 und 6 Uhr.

Die Strecke ist Teil der europäischen Güterverkehrsachse zwischen dem Nordseehafen in Rotterdam (Niederlande) und dem Mittelmeerhafen in Genua (Italien). Mit der Eröffnung des Gotthard-Basistunnels im Jahr 2016 könnte der Güterverkehr im Mittelrheintal noch zunehmen, befürchten die Bürgerinitiativen. Ein Tempolimit und ein Nachtfahrverbot könnten zur Folge haben, dass mehr Güter auf der Straße statt auf der Schiene transportiert werden, argumentiert dagegen die Deutsche Bahn.

 

 

 

 

 

 

 

 

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