Eine epidemiologische Studie

Kommentar zu einer Studie von Dr. Eberhard Greiser
Stand: 01.12.2010

Beeinträchtigung durch Fluglärm:
Arzneimittelverbrauch als Indikator für gesundheitliche Beeinträchtigungen
Dr. Eberhard Greiser ,Claudia Greiser , Katrin Jahn
Forschungsprojekt Förderkennzeichen 205 51 100, November 2006

Diese Studie hat gezeigt, dass bei nächtlichem Verkehrslärm mit kurzen sehr lauten Schallereignissen und längeren ruhigen Lärmpausen der Arzneimittelverbrauch steigt. Kritisch an dieser Untersuchung ist anzumerken:

  • Anstelle einzelner besonders lauter Schallereignisse werden hier Mittelwerte aus Lärmpausen und Schallereignissen verwendet und deren Zusammenhang mit dem Arzneimittelverbrauch gesucht.
  • Die eingesetzten Regressionsverfahren konstruieren überwiegend lineare Zusammenhänge. Viele der untersuchten Parameter hängen jedoch nicht linear mit dem Arzneimittelverbrauch zusammen. Einer Untersuchung sollte eine Beispielrechnung vorangestellt sein, um zu zeigen, dass das zur Verwendung vorgesehene Programm geeignet ist. Für eine Beispielrechnung sollten eindeutige Ausgangsparameter angegeben werden, für die die erwarteten Resultate einfach erkennbar sind - und als "plausibel" anerkannt werden.
  • Eine hier angeführte Beispielrechnung zur Epidemiologie zeigt bereits, dass die Auswahl einer für die o.g. Untersuchung geeigneten Kurve entscheidend für das Ergebnis sein kann.

Regelmäßig wird in Studien am Ende darauf hingewiesen, dass weitere Untersuchungen erforderlich sind, da nicht alle Parameter erfasst werden konnten. Es wird vermieden, einen eindeutigen Zusammenhang zu definieren wie ihn z.B. Dr. Scheuermann fordert:  „Die Maßeinheiten im Rahmen einer Risikobetrachtung müssen klar definierte objektivierbare Endpunkte sein, wie beispielsweise der Eintritt von Tod oder Krankheit.“ aus: Neue Erkenntnisse zu den gesundheitlichen Risiken des Ausbaus des Flughafens Rhein-Main - Ergebnisse einer aktuellen Literaturrecherche Pressekonferenz der FAG-Fraktion 29.07.08

Greiser selbst wies bereits 2005 in seinem Projektantrag für die o.g. Studie darauf hin, dass erhöhter Medikamentengebrauch zur Behandlung von Bluthochdruck bzw. Herzkrankheiten auf keinen Fall als kausaler Beweis dafür herangezogen werden darf, dass die den Verordnungen zugrunde liegenden Erkrankungen durch Fluglärm hervorgerufen wären.

Dieser Schluss ist deswegen unzulässig, weil neben Lärm jeder Art für die in Frage kommenden Erkrankungen eine Vielzahl von anderen Risikofaktoren wissenschaftlich etabliert ist. Die Qualitätssicherungsgruppe, die das UBA eingesetzt hatte, fügt hinzu: "Ferner ist zu beachten, dass Umweltexpositionen in der Regel keine neuen Krankheiten verursachen, sondern meist Krankheitsbilder verstärken oder verschlimmern, die durch andere Mechanismen ausgelöst wurden."
Windelberg

siehe auch Stichwort Epidemiologie im Glossar

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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